Schon die Werbung für den neuen VW T-Roc ist anders als sonst jenseits jeder Biederkeit angesiedelt. Dass im aktuellen Werbespot selbst ein kleiner Ziegenbock dem neuen Modell seinen Respekt zollt, kommt jedenfalls bei Werbern gut an. Und bei potentiellen Käufern macht das computeranimierte Böcklein zumindest neugierig. Auch deshalb hat Volkswagen jetzt den Platz eins im Kreativranking Gunn100 unter den 50 Werbetreibenden weltweit belegt. Allerdings kann Werbung qualitative Substanz nicht ersetzen.
Wie viel Produktqualität steht also hinter der T-Roc-Werbung? Eines ist schon mal klar: Der T-Roc ist nicht eine Art kleiner Bruder des VW Tiguan, auch nicht ein Golf im SUV-Format. Der T-Roc ist so eigenständig, dass eine Familienzugehörigkeit nur in den technischen Ausstattungsmerkmalen und dem Armaturenraum erkennbar ist. Natürlich ist die Handschrift des VW-Designs innen wie außen wahrzunehmen – aber ist das ein Nachteil?
Die von Elementen in der Außenfarbe eingerahmten Armaturen gibt es nicht nur beim T-Roc, sondern ist ein zeitgeistiger Trend bei VW, der uns sehr gut gefällt. Die Eigenständigkeit des Fahrzeugs bleibt dennoch so dominierend, dass wohl niemand den Eindruck haben kann, hier kommt ein langweiliges Derivat gängiger VW-Modelle daher. Die technischen Anleihen innerhalb des Volkswagen-Konzerns sind über die „Modulare Querbaukasten-Plattform“ zwar vorhanden, fallen aber nicht unangenehm auf. Dass die Material-Anmutung im Innenraum nicht jener des verwandten Audi Q2 entspricht, bemängeln nur überkritische Naturen.
Wir finden, dass eine gewisse Rustikalität eines „Geländewagens“ auch für die Fingerspitzen fühlbar werden darf. Es muss nicht immer weichgespülter Kunststoff sein, den wir anfassen. Und im Vergleich zu manchen anderen Autos, in denen uns überall Hartplastik umgibt, ist das Material des T-Roc einem Premium-Produkt angemessen.
Harte Schalterlebnisse im Sport-Modus
Die Karosserie setzt außen spannende Akzente, die durch ihre ausgestellten Radhäuser, ein charaktervolles Gesicht und ein gelungenes Heck getragen werden. Die originellen LED-Tagfahrleuchten, die zugleich als Blinker funktionieren, sind eine witzige Licht-Signatur, wie es im Marketing-Sprech heißt. Mit dem 150-PS-Diesel und 7-Gang-DSG sowie Allradantrieb 4Motion sind wir jederzeit gut unterwegs. Allerdings schaltet das Doppelkupplungsgetriebe beim zügigen Beschleunigen besonders im Sport-Modus eine Nuance zu hart hoch. Gerade im drehmomentstarken Diesel fällt dies auf.
Im Sportbetrieb fährt das DSG die Gänge weiter aus und schaltet bei Bedarf früher zurück. Uns gefallen die Schaltpaddel am Multifunktionslenkrad, weil sie dem Fahrer die Kontrolle über die Gangwahl lassen. Allerdings macht auch der Automatik-Modus Spaß, wenn man es ruhiger angehen mag. Keine Frage, dass das DSG systembedingt sehr gut zu diesem Motorcharakter passt, weil es den Verbrauch effizient zügelt. Im Schnitt scharfer Fahrten über Landstraße und Autobahn sowie einem Drittel Stadtverkehr kommen wir kaum über sieben Liter hinaus. Bei einer langen Vollgasfahrt steigt der Verbrauch schon mal auf 8,7 oder gar neun Liter.
Eine Anzeige für AdBlue-Reserve fehlt
Obwohl VW bei den neuen Dieseln nun auf AdBlue-Technologie setzt, um die Stickoxide zu eliminieren und nicht nur auf dem Prüfstand gute Werte zu erhalten, fehlt dem Fahrer leider die Information, wie viel von diesem nun an vielen Tankstellen erhältlichen Harnstoff verbraucht wird, der pro Liter etwa 60 Euro-Cent kostet. Eine AdBlue-Reserve-Anzeige fehlt leider. Geht AdBlue zur Neige, wird der Fahrer zwar gewarnt, aber das reicht als Information unserer Meinung nach nicht aus. Ohne AdBlue lässt sich das Fahrzeug überhaupt nicht mehr oder nur kurz im Notprogramm bewegen.
Der Verbrauch dieses Zusatzmittels kann je nach Fahrweise und anderen Kriterien bis zu zwei, drei Prozent des Kraftstoffverbrauchs ausmachen. Der Faktor Diesel-Wirtschaftlichkeit nimmt damit leider etwas ab, der Spaß am Diesel aber überhaupt nicht. Der Antritt aus dem Drehzahlkeller ist Dank Diesel-Turbo-Drehmoment immer wieder ein Erlebnis. Auch beim mit 150 PS nicht gerade übermotorisierten T-Roc-Testwagen verblüfft der vehemente Antritt bei jedem Gasgeben.
Das Fahrwerk ist auf Komfort ausgelegt, bei dem der sportliche Fahrspaß nicht auf der Strecke bleibt. Die präzise Lenkung und das einstellbare Dämpfersystem sorgen jederzeit für Fahrfreude. Die VW-Ingenieure – das ist nicht nur dem neuen T-Roc anzumerken – verstehen es in den letzten Jahren immer besser, Fahrwerke so abzustimmen, dass sie allen Gegebenheiten gewachsen sind. Ob jemand dynamisch um die Ecken flitzt oder gemächlich dahinbummeln mag, der T-Roc passt sich allen Bedürfnissen an. Und jedem Fahrer bzw. jeder Fahrerin.
Was uns darüber hinaus besonders gefällt: die sehr gut funktionierende Sprachbedienung, die präzis lenkende Einparkhilfe, die nicht nur große Parklücken, sondern ziemlich enge Lücken bewältigt, das digitale Cockpit, die Platzverhältnisse vorn und hinten, die Variabilität des Gepäckraums, die Abstandsregelung und das sehr gut zu bedienende Navigationssystem sowie all die anderen Assistenten, die das Fahren sicherer und komfortabler machen. Und bei dieser Aufzählung fällt der Übergang zu den Kritikpunkten nicht schwer: Die Extras kosten ohne Ende.
Mit Extras schnell 10.000 Euro teurer
Während unser Testwagen mit 31.825 Euro (inklusive 7-Gang-DSG und Allrad) in der Liste steht, summiert sich der Grundpreis mit den Sonderausstattungen auf 42.410 Euro. Was unverständlich ist:
Warum kosten ein relative einfaches App-Connect (455 Euro) und die Telefonschnittstelle Comfort mit induktiver Ladefunktion (465 Euro) zusammen 920 Euro, während ein so wertvolles Extra wie die Automatische Distanzregelung ACC inklusive City-Notbremsfunktion nur mit 320 Euro zu Buche schlägt. Der Parklenkassistent kostet 795 Euro, die sehr sinnvolle Sprachbedienung 220 Euro. 27 Sonderausstattungen machen aus unserem Testwagen zwar einen Rund-um-sorglos-SUV, aber nicht jedes Extra hat es verdient, bestellt zu werden.
Nach unserer Überzeugung notwendig: die Verkehrszeichenerkennung für 320 Euro. Wer weiß, dass sich auf unseren Baustellen-Autobahnen und Landstraßen das Tempolimit ständig auf wenigen Metern ändert, wird dieses System zu schätzen wissen. Verblüffend übrigens, wie schnell die Kamera die Verkehrszeichen registriert und im Display darstellt. Noch ein Extra, das schön, aber verzichtbar ist: Die auffallende Farbe Kurkumagelb Metallic mit dem Dach in Schwarz, sieht sehr interessant aus, steht aber mit 745 Euro in der Preisliste, die allerdings der Individualisierung kaum Grenzen setzt.
Keine Frage, dass der T-Roc den Markt seiner Klasse rocken wird. Der Auftragseingang „hat unsere Erwartungen weit übertroffen“, heißt es in Wolfsburg. Kompakte SUV fluten schon heute weltweit die Straßen. Der Wunsch nach Geländetauglichkeit ist ungebrochen. VW geht davon aus, dass der Markt weltweit von derzeit rund sechs Millionen bis 2025 auf über zehn Millionen wachsen wird.
Technische Daten VW T-Roc TDI SCR 4Motion
Viertüriger Kompakt-SUV, Länge: 4,23 Meter, Breite: 1.82 Meter/1,99 Meter (mit Außenspiegel), Höhe: 1,57 Meter, Radstand: 2,59 Meter, Wendekreis: 11,1 Meter, Leergewicht: 1.530 Kilogramm, Kofferraumvolumen: 392 – 1.237 Liter, Tankinhalt: 55 Liter, Motor: Reihenvierzylinder-Diesel mit Turbolader, Hubraum 1968 ccm.
Leistung: 150 PS U/min, max. Drehmoment: 340 Newtonmeter zwischen 1.750 und 3.000 U/min, 0 – 100 km/h: 8,4 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h, Norm-Durchschnittsverbrauch: 5,7 Liter Diesel/100 km, CO2-Emission: 135 g/km, Effizienzklasse B, Emissionsklasse EU6d, Preis ab: 31.825 Euro.