Ein Gefühl der Höflichkeit
Die Art des fast lautlosen Fahrens in Verbindung mit der durchaus wuchtigen Größe des Cayenne hat zweifellos etwas Besonderes, vor allem in kleineren und engen Orten, wenn es dicht an Restaurants, Passanten und Cafés vorbeigeht. Kein noch so sparsamer Diesel könnte hier „sozialkritisch“ mithalten und seinem Fahrer ein solch angenehmes Gefühl der Höflichkeit liefern. Auf der anderen Seite: Draußen vor der Stadt und auf der Autobahn lässt sich mit dem Cayenne wieder vorzüglich Gas geben und er zeigt in eindrucksvoller Weise, aus welchem Haus er stammt.
Mit der neuen Generation des Cayenne zieht auch ein gegenüber dem Vorgängermodell überarbeiteter Hybridantrieb ein. Der Elektromotor leistet jetzt 100 kW (136 PS) statt zuvor 70 kW (95 PS). Die elektrische Höchstgeschwindigkeit liegt bei 135 km/h. Zusammen mit dem 340 PS starken V6-Biturbo ergibt sich eine Systemleistung von strammen 462 PS und 700 Newtonmeter. Letzteres steht dank Boost-Funktion der E-Maschine schon ab Leerlaufdrehzahl zur Verfügung und macht den Cayenne zu einem äußerst souveränen Gesellen. In bester Sportwagenmanier prescht das 4,92 Meter lange und 2,3 Tonnen schwere SUV in fünf Sekunden von null auf 100 km/h. Man ertappt sich dabei, eigentlich viel zu häufig andere Autos zu überholen. Der Punch, mit dem es einen in die Sitze drückt, besitzt durchaus Suchtpotenzial.
Unsinnige Gesetzgebung bei Verbrauchsangaben
In die Welt der Märchen gehört dagegen der Verbrauch. Das liegt weder am Cayenne noch an Porsche, sondern an der Gesetzgebung aus Brüssel. Weil nach einer komplizierten Formel bei der Norm-Verbrauchsfahrt der Elektroanteil mit eingerechnet wird, ergibt sich ein NEFZ-Wert von 3,2 l/100 km. Daran ist im Alltag nicht zu denken. Wir waren froh, wenn der Bordcomputer eine Zahl unter 10,0 anzeigte. Fünf bis sieben Liter sind aber drin, wenn es sich um die „ersten“ 100 Kilometer am Tag handelt und man wirklich die ersten 44 davon elektrisch zurücklegt, was ebenfalls kaum möglich ist. Plug-in-Hybride beruhigen vor allem das Gewissen – und man hat Gesprächsstoff auf der nächsten Grillparty.
Günstiger als ein Cayenne S
Preislich hat Porsche die Positionierung des Cayenne E-Hybrid nicht ungeschickt gemacht. Um möglichst viele Kunden zu gewinnen – der Hybridanteil beim Panamera liegt in Europa bereits bei 60 Prozent – kostet der Plug-in-Cayenne mit 89.822 Euro etwa 3.000 Euro weniger als der mit 440 PS etwa gleich starke Cayenne S. Und dies mit dem Vorteil einer Standheizung/Kühlung. Denn Heizung oder Klimaanlage im E-Hybrid können wie bei einem Elektroauto über eine App per Handy aktiviert werden.
Technische Daten Porsche Cayenne E-Hybrid: Fünftüriges, fünfsitziges SUV mit Allradantrieb, Länge: 4,92 Meter, Breite: 1,98 Meter, Höhe: 1,70 Meter, Radstand: 2,90 Meter, Kofferraumvolumen: 645 – 1.610 Liter, Motor: 3,0-Liter-V6-Turbobenziner, 250 kW/340 PS, Leistung E-Motor 100 kW (136 PS), Systemleistung 340 kW (462 PS), maximales Drehmoment: 700 Nm bei 1.600-4.000 U/min, 0-100 km/h: 5,0 s, Vmax: 253 km/h, Durchschnittsverbrauch: 3,2 l/100 km, CO2-Ausstoß: 72 g/km, Abgasnorm: Euro 6d Temp, elektrische Reichweite 44 km, Preis: 89.822 Euro.