Nissan Leaf: In der Ruhe liegt die Reichweite
Im März rollt das meistverkaufte Elektroauto der Welt, der Nissan Leaf, in neuer Generation zu den Händlern – mit mehr Komfort und mehr Reichweite. Schon jetzt gibt es europaweit 13.000 Vorbestellungen.
Größere Batterie heißt kleinerer Kofferraum
Die hohe Reichweite resultiert aus einer großen Batterie. 40 kWh an Kapazität packten die Ingenieure in den Fahrzeugboden am Heck. Nachteil: Das kostet Kofferraum und schränkt die Variabilität ein. Einen durchgehend ebenen Ladeboden bei umgelegten Rücksitzlehnen kann der Leaf nicht bieten. Auch was das Laden mit Strom angeht, muss eine große Batterie nicht immer von Vorteil sein. An einer normalen Haushaltssteckdose, abgesichert mit 10 Ampere, dauert es 21 Stunden, bis der Akku wieder gefüllt ist. Knapp acht Stunden Zeit benötigt das Laden über eine Wallbox mit 6,6 kW Leistung.
Vergessen ist dies, sobald man den neuen Leaf fährt. Gegenüber seinem Vorgänger ist er nochmals leiser geworden, erhielt statt 80 nun 110 Kilowatt Leistung und gibt sich damit auch deutlich agiler als zuvor. Auch bei Tempo 130 km/h auf der Autobahn herrscht angenehme Ruhe im Fahrzeug. Hinzu kommen ein komfortabel abgestimmtes Fahrwerk und viel Platz im Innenraum. Alles gut also? Nicht ganz. Nissans Finanzwächter verhinderten leider, dass der Leaf eine Lenksäule erhielt, die auch in Längsrichtung verstellbar ist. Größere Menschen finden so teils keine entspannte Position hinter dem Lenkrad.
Entspannt bremsen mit dem e-Pedal
Apropos Entspannung. Sie lässt sich recht einfach mit dem sogenannten e-Pedal erreichen. Nie gehört? Wird der blaue Schalter auf der Mittelkonsole gedrückt, kann der Leaf ganz locker nur mit dem Fahrpedal bewegt werden. Die Fußbremse braucht man nur noch im Notfall. Sobald der rechte Fuß vom e-Pedal geht, verzögert der Leaf spürbar und rekuperiert über den Elektromotor Strom für die Batterie. Man hat schnell den Bogen raus, wie stark man den Fuß zurücknimmt, um beispielsweise exakt am Strich vor der Ampel zum Halten zu kommen. Zudem schont das e-Pedal die Bremsen, was wiederum Geld bei der Wartung spart.
Außergewöhnlich am Leaf ist ebenso ProPilot, ein System zum teilautonomen Fahren. Es folgt dem Vordermann brav auch in Kurven, hält die Spur mittig zwischen den Linien, bremst beispielsweise im Stau bis zum Stand ab und fährt innerhalb von drei Sekunden wieder selbstständig an. In der Sprache des autonomen Fahrens befindet sich der ProPilot auf dem sogenannten Level 2. Das bedeutet, die Hände müssen noch am Lenkrad bleiben. Auf den Schoß legen kann der Leaf-Fahrer sie jedoch beim rückwärtigen Einparken. Die gesamte Prozedur inklusive Lenken, Rollen und Bremsen übernimmt der Computer.
Mit dem Leaf als Speicher Geld verdienen
Als einer der wenigen Autohersteller hat Nissan den Leaf schon in erster Generation ab 2013 V2G-fähig gemacht. Die Abkürzung steht für Vehicle-to-Grid und ermöglicht ein bi-direktionales Laden. Der Leaf lässt sich in das örtliche Stromnetz einbinden und dient als eine Art Pufferspeicher, um Netzschwankungen auszugleichen, wie sie besonders bei regenerativ erzeugter Energie (Windräder, Solarzellen) vorkommt. Sein Besitzer könnte damit sogar Geld verdienen. Pilotversuche laufen unter anderem in Dänemark, England, Deutschland und auf Hawaii.
Preislich startet der Leaf bei 31.950 Euro und liegt damit leicht über dem Niveau des Vorgängers, aber immer noch deutlich unter dem der Konkurrenten, VW e-Golf und BMW i3. Die Top-Linie Tekna kostet 38.300 Euro. Sie ist dann aber komplett ausgestattet. Alle europäischen Leaf rollen in Nissans britischem Werk in Sunderland vom Band, wo auch Qashqai und Juke produziert werden. „Aufgrund der hohen Nachfrage sollten Kunden beim Leaf mit einer Lieferzeit von mindestens vier Monaten rechnen“, sagt Produktmanager Jansen. Japan und Asien werden von Oppama/Japan aus bedient. In den USA produziert Nissan den Leaf in Smyrna/Tennessee. Ende 2018 beginnt in China die Fertigung in Kooperation mit dem Joint-Venture-Partner Dongfeng.
Mit dem Marktstart des neuen Leaf wertet Nissan auch seinen seit 2014 angebotenen e-NV200 (ab 32.490 Euro netto) auf. Der kompakte Kastenwagen für Handel und Gewerbe – in Europa ebenfalls die Nummer eins in seinem Segment – erhält die gleichgroße Batterie (40 kWh) und schafft somit im städtischen Einsatz 301 Kilometer (WLTP-Zyklus). Im Hinblick auf zukünftig mögliche Einfahrbeschränkungen für Dieselfahrzeuge in Innenstädte sieht Nissan hier eine hohe Nachfrage bei Lieferdiensten, Logistikern und Handwerk. Den e-NV200 gibt es jedoch auch weiterhin als Familien-Variante Evalia (41.690 Euro). 80 Prozent der Baureihe waren bislang Kastenwagen.
Technische Daten Nissan Leaf Acenta: Motor: Elektromotor, Leistung: 110 kW (150 PS) bei 3.283 – 9.795 U/min, Drehmoment: 320 Nm bei 0 bis 3.283 U/min, Getriebe: 1-Gang-Automatik, Frontantrieb, Batteriekapazität 40 kWh, Beschleunigung 0-100 km/h: 8,4 s, Höchstgeschwindigkeit: 144 km/h, Verbrauch kombiniert nach WLTP: 19,4 kWh/100 km, Reichweite Stadt (WLTP): 415 km, Reichweite kombiniert (WLTP): 285 km, CO2: 0 g/km, Länge: 4,49 m, Breite: 1,79 m, Höhe: 1,53 m, Leergewicht: 1.580 kg, Kofferraum: 394 l, Listenpreis: 31.950 Euro.