„Hey Mercedes, ich habe Hunger“
Das MBUX-System lernt durch seine künstliche Intelligenz den Fahrer bei jeder Benutzung besser kennen, weiß um seine Gewohnheiten beim Fahren, kennt seine täglichen Routen, seine Lieblingsmusik oder den Lieblingssender. Gestartet wird die Sprachsteuerung mit der Begrüßung „Hey Mercedes“ (installiert sind 23 Sprachen). Das Tolle: Man braucht nicht einmal stereotypische Anweisungen zu formulieren, sondern kann munter drauf los plappern. Ein „Mir ist kalt“ reicht, damit MBUX die Temperatur im Auto erhöht. „Ich habe Hunger“ blendet auf dem Display die Restaurants entlang der Strecke ein.
Auch die restliche Bedienung per Touchscreen, per Touchpad auf der Mittelkonsole oder auf dem Lenkrad, ist einfach und läuft nahezu intuitiv. Für die graphische Darstellung liefert Nvidia den derzeit schnellsten Prozessor, den es im Pkw zu kaufen gibt. Ansichten und Bilder erscheinen in höchster Brillanz. Wie beim iPad können animierte 3D-Bilder des Autos mit dem Finger gedreht, vergrößert oder verkleinert werden.
Auf dem linken Monitor – jenem hinter dem Lenkrad – lassen sich je nach Geschmack und Stimmung verschiedene Rundinstrumente und Ansichten darstellen. Selbst eine Bilddarstellung der momentanen Situation plus Einblendung mit Augmented-Reality-Technologie in Echtzeit ist möglich. Vor dem Abbiegen schaltet die Streckenführung auf Video um, zeigt beispielsweise die Kreuzung oder den Kreisverkehr und blendet sowohl Pfeile als auch ein Schild mit der Nummer der Bundesstraße oder der nächsten Ortschaft ein.
Größerer Kofferraum und verbesserte Motoren
Bei so viel neuer, digitaler Ausstattung scheint der Rest der neuen A-Klasse fast zu verblassen. Design-Direktor Gorden Wagener verpasst dem Kompaktmodell gegenüber der Vorgängerversion glattere Flächen, ohne es am sportlichen Auftritt mangeln zu lassen. In ihrer Außenlänge wuchs die A-Klasse um stolze zwölf Zentimeter auf 4,41 Meter. Hauptsächlich kommt dies dem Kofferraum zugute, der mit 370 Liter jetzt 29 Liter mehr fasst als zuvor. Verschwunden ist glücklicherweise die viel zu eng geschnittene Heckklappe. Jetzt stehen 20 Zentimeter mehr Ladebreite zur Verfügung.
Antriebstechnisch bleibt es konventionell, die A-Klasse erhält aber überarbeitete Motoren. Zum Marktstart hat der Kunde die Auswahl unter zwei Benzinern und einem Dieselmotor. Ein sparsamer Plug-in-Hybrid nach Muster des Audi A3 Sportback e-tron ist in Vorbereitung, kommt vermutlich 2019. Erd- (CNG) oder Flüssiggas (LPG) finden nicht statt.
Bei den Benzinern beginnt der Einstieg mit dem A 200 und 120 kW (163 PS). Er soll nach Norm 5,2 Liter verbrauchen. Die Leistung liefert hier ein 1,33-Liter-Vierzylinder mit Zylinderabschaltung. Dieser Motor wird später mit weniger PS auch die Version A 180 antreiben. Beim A 250 sitzt ein Zweiliter-Vierzylinder mit 165 kW (224 PS) unter der Haube. Er kommt auf einen Verbrauch von 6,2 Liter. Beide Benziner verfügen über einen Partikelfilter – serienmäßig. Das bietet in dieser Klasse bislang keine anderer Hersteller. Sparsamstes Modell (4,1 l/100 km) im kleinsten Mercedes ist der A 180 d. Sein 1,5-Liter-Selbstzünder bringt es auf 85 kW (116 PS). Den größeren Zweiliter-Diesel OM 654 aus der E-Klasse will Mercedes später im Jahr nachreichen.
Schon nach wenigen Kilometern spürt der Fahrer die Ausgewogenheit und Ruhe, die man der neuen A-Klasse mit auf den Weg gegeben hat. Ein deutlicher Unterschied gegenüber dem Vorgänger. Der Wagen wirkt wie eine Klasse höher und dürfte hier die Messlatte erneut nach oben setzen. Gefahren sind wir den A 200 und den A 180 d, einmal mit manuellem 6-Gang- und einmal mit 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Beide fahren sich durchzugstark und leise. Vom Diesel sind nur beim Anfahren ein paar Geräusche zu vernehmen. Auf Strecke ist nicht mehr zu hören, ein klares Zeichen für die aufwändige Geräuschdämmung und die hohe Steifigkeit der Karosserie.
Handy-Nachricht im Abschleppfall
Dass Mercedes auch in Sachen Assistenzsysteme Maßstab sein will, zeigt die lange Liste der elektronischen Helferlein. Als erstes Fahrzeug in Segment kann die neue A-Klasse teilautonom fahren, auf der Autobahn sogar selbstständig überholen. Zudem weiß sie stets, wie die Strecke vor ihr verläuft, um beispielsweise vor einer Kurve rechtzeitig vom Gas zu gehen. Fast schon daran gewöhnt haben wir uns an Verkehrszeichen-, Fußgänger-, Radfahrer- und Querverkehr-Erkennung, an Spurhaltung, Abstandsradar, Totwinkel-Warner, Müdigkeitssensor, Notbremsassistent und dergleichen mehr. Und über die Car-to-X-Kommunikation erhält der Besitzer sogar eine Nachricht aufs Handy, falls jemand seinen Wagen anrempelt oder das Auto abgeschleppt wird.
Ein neues Feature ist das private Car-Sharing. Über eine App können Familienangehörige oder auch Freunde die A-Klasse für einen bestimmten Zeitraum nutzen. Geöffnet wird mit der App auf dem Smartphone. Der Schlüssel liegt im Handschuhfach und wird von „Mercedes me“ freigeschaltet. Bei Rückgabe lässt der Nutzer den Schlüssel im Wagen und schließt diesen wieder mit seiner App ab. Sollten sich Diebe an der A-Klasse zu schaffen macht, haben sie Pech: Der Schlüssel ist funktionslos.
Für China ist eine Langversion geplant
Mercedes ist nicht Kia, Peugeot oder Seat. Das spiegelt sich natürlich auch bei der Preisgestaltung der neuen A-Klasse wider, für die erheblich mehr gezahlt werden muss als für Modelle der Nicht-Premium-Hersteller. Der A 200 startet bei 30.232 Euro, mit der durchaus empfehlenswerten Automatik kostet er knapp 2.100 Euro mehr. 31.398 Euro berechnen die Stuttgarter für den 116 PS starken Diesel. Mit einigen Extras, die man sich bei solch einem Auto ohnehin gönnt, überschreitet Mercedes‘ Kleinster damit schnell die 40.000-Euro-Marke.
Dem Erfolg wird dies vermutlich keinen Abbruch tun. Vergangenes Jahr liefen von der Kompaktbaureihe 620.000 Einheiten von den Bändern. In Zukunft werden es sicher über 700.000 sein, denn die Stuttgarter planen sieben Ableger der A-Klasse. Noch in diesem Jahr kommen eine Limousine und die B-Klasse. Die A-Klasse mit Stufenheck ist vor allem für China gedacht, wird aber auch – mit kürzerem Radstand – bei uns angeboten. Der Plan bis 2020 sieht zudem vor, die Kompaktfamilie mit dem viertürige Coupé CLA, dem CLA Shooting Brake und dem kompakten SUV GLA zu erweitern. Hier bleibt es wie gehabt. Über dem GLA jedoch siedelt Mercedes als neues Familienmitglied den GLB an. Er wird sich im Design stark an die Gelände-Ikone G-Klasse anlehnen und verfügt über sogar über sieben Sitzplätze.