Seine Strategie, auch künftig am Diesel festzuhalten, geht Hyundai laut seines Deutschland-Chefs Markus Schrick mit dem Versprechen an, die strengen Abgasnormen auch in Zukunft zu erfüllen und noch 2018 damit zu beginnen, alle Diesel mit SCR-Technologie auszustatten. Schrick: „Wir wollen eine echte Alternative zu Volkswagen sein.“
Dass dies Kampfansage des südkoreanischen Autoherstellers ernst zu nehmen ist, hat vor längerer Zeit der ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn erkannt. Schon auf der IAA 2011 stellte er die hohe Qualität der Produkte von Hyundai fest, was in einem legendären YouTube-Video festgehalten und nicht nur bei Volkswagen mit Verwunderung zur Kenntnis genommen wurde: „Da scheppert nix“, ist zu hören. Ein Ritterschlag vom ehemaligen VW-Qualitätsfetischisten Wiko.
Erfolg durch deutschen Designchef Schreyer
Die zunehmend Design-orientierte Marke überrascht nicht nur mit Auszeichnungen renommierter Design-Wettbewerbe, sondern auch mit der Bestätigung der Marktforschung, dass Design das Preis-Leistungsverhältnis als Kaufkriterium bei Hyundai vom ersten Platz in der Kundenbefragung verdrängt hat. Der weitere Wandel vom Billiganbieter zum hochwertigen (und leider auch teureren) Trendsetter ist programmiert.
Designchef Peter Schreyer (Ex-Audi, Ex-VW) als Vorstand bei Hyundai und der Konzernschwester Kia ist an erster Stelle verantwortlich, dass nun auch der europäische Geschmack getroffen wird. Design und die Entwicklung finden zu 95 Prozent in Deutschland statt.
Von außen erscheint der i30 in der dritten Generation sehr modern, besser gesagt: elegant. Klare Linien im Profil, eine gestreckte Silhouette, die dynamisch geformte Front, die von herabfließendem Stahl inspiriert sein soll und von dem charakteristischen Kaskadengrill eingefasst wird. Dass der Grill jenem bei Audi ähnelt, ist kein Zufall. Schreyer hat ja auch mal in Ingolstadt für das charakteristische Gesicht gesorgt.
Innenraum: Kleine Details – große Wirkung
Auch im Innenraum fällt auf, dass sich die Designer viel Mühe gegeben haben, selbst in kleinen Details große Wirkung zu erzielen. Wenn auch auf den ersten Blick der Eindruck entsteht, dass die Fülle von Knöpfen und Schalter überfordern mag. Hat man sich als Fahrer aber eingewöhnt, stellt man fest, dass alles seine ergonomische und logische Ordnung hat. Von der Bedienung für die Klimatisierung bis zur Aktivierung der Geschwindigkeitsregelanlage – alles ist intuitiv zu bedienen.
Dazu kommt die wertige Anmutung und gute Verarbeitung, die sauber gestalteten und sehr gut ablesbaren Instrumente, ein großer Touchscreen fürs Navi mit Verkehrszeichenerkennung. Der gesamte Armaturenbereich bis auf die Beifahrerseite strahlt ruhige Funktionalität aus. Die Aussage des Innenraum-Designers Michel Glenisson trifft durchaus zu: „Für uns war wichtig, dass sich Menschen, die zum ersten Mal im neuen i30 sitzen, auf Anhieb wohlfühlen und alle Funktionen intuitiv bedienen können. Deshalb haben wir viel Zeit damit verbracht, den richtigen Platz für alle Elemente zu finden.“
Viel Fahrkomfort und großes Platzangebot
Das Fahren im neuen i30 gestaltet sich zwar nicht übermäßig sportlich, die 136-PS-Maschine lässt sich mittels 6-Gang-Handschaltgetriebe aber sehr effizient einsetzen. Das maximale Drehmoment von 280 Newtonmeter des turbogeladenen Diesels liegt zwischen 1.500 und 2.500 Umdrehungen an und sorgt für kraftvollen Antritt, was vor allem beim Überholen angenehm auffällt.
Immerhin ist der i30 bis zu 200 km/h schnell. Wer den Diesel schaltfaul fahren will, muss sich keine Sorgen machen. Selbst im 6. Gang beschleunigt der i30 aus 50 km/h ohne zu ruckeln. Weil Motorcharakteristik und Getriebe so gut zusammenarbeiten, haben wir einen Durchschnittsverbrauch zwischen 6,2 und maximal 7,1 Liter bei scharfer Fahrweise gemessen.
Der i30 ist in der dritten Generation zur automobilen Komfortzone gereift. War der Vorgänger in Sachen Abrollkomfort noch eher robust ausgelegt, so ist der neue i30 zum idealen Langstreckenfahrzeug geworden. Das Motorgeräusch dringt nur gedämpft ins Innere, schlechte Straßen sind kein Problem, Federn und Dämpfer sind komfortbetont ausgelegt, ohne dass das Fahrzeug in schnell durchfahrenen Kurven zu weich erscheint.
Mit dem Fahrkomfort einher geht auch das gewachsene Platzangebot. Tatsächlich haben wir uns vom ersten Einsteigen bis zur Rückgabe des Testwagens im i30 wohl gefühlt. Ob städtischer Stop-and-go-Verkehr oder Autobahn, der i30 zeigte sich allen Fahrsituationen souverän gewachsen.
Wenn der elektronische Assistenz zu lange warnt
Natürlich dürfen bei modernen Fahrzeugen die Assistenten nicht fehlen, die uns manchmal auch überflüssig erscheinen. So der radarbasierte Totwinkel-Assistent, der selbst dann noch warnt, wenn wir per Schulterblick längst festgestellt haben, dass keine Gefahr mehr besteht, die Fahrspur zu wechseln. Lobenswert finden wir den kamerabasierten Fernlicht-Assistenten, der automatisch bei Gegenverkehr von Fernlicht auf Abblendlicht schaltet und dabei sehr zuverlässig arbeitet.
Der aktive Spurhalteassistent ist für den einen sinnvoll, für den anderen überflüssig, gehört aber wohl zum Pflichtprogramm moderner Autos. Großartig und sinnvoll dagegen: die kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung. Diese ist bei den oft wechselnden Tempolimits sehr hilfreich.
Technische Daten
Hyundai i30 1.6 CRDi (Style): Fünftürige Kompakt-Limousine, Länge: 4,34 Meter, Breite: 1,79 Meter, Höhe: 1,45 Meter, Radstand: 2,65 Meter, Wendekreis: 10,6 Meter, Leergewicht: 1.338 Kilogramm, Kofferraumvolumen: 395 – 1301 Liter, Tankinhalt: 50 Liter, Motor: Reihenvierzylinder-Diesel mit Turbolader, Hubraum 1.582 ccm, Leistung: 136 PS bei 4.000 U/min, max. Drehmoment: 280 Newtonmeter bei 1.500 – 2.500 U/min , 0 – 100 km/h: 10,2 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h, Durchschnittsverbrauch kombiniert: 4,1 Liter /100 km, CO2-Emission: 109 g/km, Euro 6, Effizienzklasse A+, Preis ab: 26.850 Euro.