Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung hat zusammen mit dem Auto Club Europa (ACE) neun Schneeketten-Modelle geprüft. Sie sind alle nach der österreichischen Norm V 5117 zertifiziert und/oder mit dem Siegel „GS geprüfte Sicherheit“ versehen. Die Preisspanne reichte dabei von 30 Euro bis hinauf zu 380 Euro. Neben den klassischen Seil- und Bügelketten etablieren sich so genannte Komfortketten, die mühelose Montage versprechen.
Im GTÜ-Schneekettentest landete die Pewag Snox Pro auf Platz 1, gefolgt von der Rud-matic Classic und der Ottinger O-Tec, die allesamt das Prädikat „sehr empfehlenswert“ bekamen. Der Testsieger überzeugte insbesondere durch sehr gute Fahreigenschaften, ein ausgewogenes Preis-Leistungsverhältnis und vergleichsweise einfache Montage. Anstelle der üblichen Spannkette sorgt ein starkes Gummiseil an der Innenseite der Reifenflanke für den nötigen Zug. Auf die nachfolgenden Plätzen kamen die „empfehlenswerten“ Oberland Kettenstar, Filmer Super-Gripp und Thule CS 10. Bedingt empfehlenswert sind hingegen die Komfortketten Rud comfort Centrax und Thule K-Summit sowie die Bügelkette Pewag Ring Automatik.
Die zwei Komfortketten im Test, die Centrax und die K-Summit konnten die Erwartungen an dieses Konzept nicht erfüllen. Zwar schlugen sich die beiden Kandidaten zusammen mit dem Testsieger in der Handhabung am besten. Mit weniger als fünf Minuten Montagezeit unterboten sie die klassische Konkurrenz deutlich. Mängel im Fahrtest machten diesen Vorsprung aber wieder zunichte. So gab’s ein Minus beim Fahrkomfort. Die Centrax musste beim Auflegen von Hand auf die Reifenlauffläche geschoben werden, obwohl Rud werbewirksam verspricht, die Kette würde sich beim Anrollen des Wagens von selbst mittig auf der Reifenlauffläche positionieren. Die Thule K-Summit fiel auf einer der Testrunden sogar vom Rad, weil sich ein Bolzen zur Befestigung des gesamten Systems an einer Radschraube nicht kontrollierbar anziehen ließ.
Enttäuscht zeigten sich die GTÜ-Tester auch von den unterdurchschnittlichen Leistungen der teuren Komfortketten in den Prüfdisziplinen Anfahren/Traktion sowie Lenkfähigkeit/Seitenführung. Genau in diesen Disziplinen punkten die Testsieger voll. Pewag Snox Pro und Rud-matic Classic erzielten im Fahrtest 100 Prozent und belegen auch am Ende Platz 1 und 2.
Perfekt ist dennoch keine Kette. So erfordert die Snox Pro relativ viel Kraft, um den Spanngummi übers Rad zu ziehen. Teils vermissten die GTÜ-Prüfer wirksame Kettenschutzelemente zur Schonung der Felgen (Super-Gripp, O-Tec, Ring Automatik und CS 10), teils ließ die Ausstattung zu wünschen übrig etwa mit unzureichenden oder gar nicht mitgelieferten Montagehandschuhen (Kettenstar, Snox Pro, Ring Automatik, K-Summit und CS 10).
Andere Mängel wirken sich auf die Montagezeiten aus. So funktionierte beim Probetraining im Trockenen der Kettenverschluss der Ottinger O-Tec noch problemlos. Unter erschwerten Bedingungen im Schnee erwies sich das Schloss dann jedoch als zu klein und ließ sich entsprechend schlecht einrasten, was wertvolle Zeit kostete, so dass auch diese Kette bei der Montage nicht ganz zur Spitzengruppe aufschließen konnte.
Bei den drei Bügelketten, Oberland Kettenstar, Pewag Ring Automatik und Rud-matic Classic, beklagt die GTÜ ganz grundsätzlich, dass sich die Bügelenden sehr leicht verdrehen können, so dass sich die Kette an der Radinnenseite immer wieder verheddern kann. Ein Problem, das nur mit viel Übung zu lindern ist. Die Experten raten daher, auch bei Leihketten, etwa vom Automobilclub, zu fragen, ob eine Probemontage vorher möglich ist.
Für die Fahrversuche wählten die GTÜ-Tester einen Mercedes E 350 CDI mit 265 PS, Automatik und Heckantrieb, bereift mit Conti Winter Contact TS 830 P in der Dimension 225/55 R 16. Bei hierzulande typisch winterlichen Bedingungen, nämlich Lufttemperaturen um den Gefrierpunkt und leichten Minustemperaturen des Schnees, wurden die Ketten im hoch gelegenen Kühtai auf einem abgesperrten Kurs geprüft. Für Qualitätseindruck, Bedienungsanleitung, Montage und Demontage gab es maximal 80 Punkte vergeben, für das Fahrverhalten bis zu 90 Punkte, und die Kosten flossen mit bis zu 30 Punkten in die Gesamtwertung ein. (ampnet/jri)