Es ist ja kein Wunder. Wenn sich die C-Klasse der E-Klasse in Komfort und Ausstattung bedrohlich nähert, dann muss sich die S-Klasse eben auch wärmer anziehen, denn die 2009 vorgestellte E-Klasse ist dem Top-Modell der Stuttgarter bedeutend näher gekommen. Davon zeugt gar nicht so sehr das Ausmaß der Karosserie, sondern das Interieur dieses Fahrzeugs. So kantig sich das äußere Erscheinungsbild der E-Klasse darstellt, so filigran und fein ist das Innenleben gestaltet.
Das Signet „Blue Efficiency“ ziert die vorderen Kotflügel unseres Testwagens mit dem 3,5-Liter-V6-Benziner. Effizient soll er also sein, der 215 kW / 292 PS starke Motor, der mit der viel gelobten 7G-Tronic sein automatisches Schaltwerk verrichtet. Tatsächlich sind die Verbrauchswerte für einen Benziner dieses Gewichts und dieser Leistung erstaunlich moderat. Bei flotter Fahrweise, die mit so manchem Kick-down und hohen Autobahngeschwindigkeiten garniert wurde, flossen rund 11 Liter bis 12 Liter durch die Einspritzdüsen. Bei moderater Fahrweise sanken die Werte locker unter 10 Liter, erreichten aber nicht die Hersteller-Angaben von 8,8 Litern.
Apropos Kick-down: In manchen Fahrsituationen wünschten wir uns ein schnelleres Ansprechen des Getriebes. So sanft und ruckfrei es auch sonst arbeitet, für eine wirklich schnelle Gangart ist es (leider) nicht ausgelegt. Dafür ist die E-Klasse das ideale Reiseauto für die Langstrecke. Harmonisches Dahingleiten erfreut auch bei höheren Geschwindigkeiten. Eingebettet in die Multikontursitze (1280 Euro) fühlt man sich sicher wie in Abrahams Schoß.
52.479 Euro verlangt Mercedes-Benz mindestens für den 350 CGI als Limousine. Aber damit ist es lange nicht getan. Auch wenn es nicht zwingend notwendig ist, die 83 645,10 Euro auszugeben, die unser Testwagen kostete, so ist doch manches Paket und Ausstattungsfeature nicht nur nettes Beiwerk. Beispielsweise ist der Nachtsichtassistent PLUS in Verbindung mit dem Multimedia-System Comand APS für Vielfahrer erste Wahl.
Mit dem Nachtsicht-Assistent Plus soll der Fahrer auch bei Gegenverkehr und ohne das Fernlicht aufzublenden keine Gefahrenquelle übersehen. Das System arbeitet mit Infrarotscheinwerfern und einer Infrarotkamera, die bei Dunkelheit den gesamten Fernlichtbereich als Graustufendarstellung auf dem Navi-Monitor darstellt. Fußgänger können zusätzlich automatisch erkannt und im Display hervorgehoben werden. Damit werden Menschen, Tiere oder Gegenstände im Fahrbahnbereich auch bei schlechten Sichtverhältnissen sichtbar. Rund 4500 Euro müssen für die beiden Optionen ausgegeben werden. Für eine erhöhte Sicherheit und das sehr gute Navigationssystem eine sinnvolle Ausgabe.
Vielfahrer werden die serienmäßige Müdigkeitserkennung schätzen. Permanent erfassen die Sensoren über 70 Parameter, die das gefährliche Einnicken beobachten und den Lenker am Volant bei drohendem Sekundenschlaf entsprechend warnen. Radargesteuerte Systeme, wie das Fahrassistenz-System Plus ergänzen die Serienausstattung unter anderem mit Spurhalte- und Totwinkel-Assistent. Der Fernradarsensor erkennt nunmehr Fahrzeuge in einer Distanz von bis zu 200 Metern, wenn diese zum Beispiel unmotiviert ausscheren und damit eine Gefahrenquelle darstellen.
Viel Elektronik, mehr Komfort als bis dato aus der schon immer luxusorientierten E-Klasse gewohnt und eine Verarbeitung, die sich den Stern redlich verdient hat. Die kantige E-Klasse besitzt das Niveau einer Top-Limousine und mit seinem vielfältigen Motorenprogramm sogar das Zeug, ein Sparmeister zu sein. (ampnet/ds)
Daten Mercedes-Benz E 350 CGI Blue Efficiency
Länge x Breite x Höhe (m): 4,86 x 1,85 x 1,47
Motor (Bauart/Hubraum): Sechszylinder-Benziner, 3498 ccm
Leistung: 215 kW / 292 PS bei 6400 U/min
Max. Drehmoment: 365 Nm bei 3000 – 5100 U/min
Leergewicht/Zuladung: 1735 kg/545 kg
Kofferraum: 540 Liter
Durchschnittsverbrauch (nach EU-Norm): 8,8 Liter
CO2-Emissionen: 205 g/km (Euro 5)
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 6,8 Sekunden
Räder/Reifen: 7 J x 16; 225/40 R 16
Basispreis: 52 479 Euro