Papa, der hat ja gar kein Citroën-Zeichen.“ Auch dem siebenjährigen Sohn fällt sofort auf, dass es sich hier um kein gewöhnliches Auto der Marke handelt. „Die Türen haben ja gar keine Griffe“, stellt er wenig später fest, als er hinten einsteigen will. Verunsichert unternimmt er einen Kontrollgang rund um den DS4 und erklärt beruhigt, dass der Wagen aber hinten Türen habe. Sein Vater erklärt ihm, dass habe man extra so gemacht, damit der Wagen ein bisschen wie ein Coupé aussehe. „Papa, da müssen wir uns bei Citroën mal beschweren“, heißt es ein paar Tage später, als er feststellt, dass die Seitenscheiben der Fondtüren sich nicht öffnen lassen. Wenig später hat er auch eine Erklärung: „Ich weiß warum, weil der soll ja aussehen wie ein Sportwagen.“
Der DS4 ist das zweite Modell der eigenständigen DS-Reihe und stellt dem wenig aufregenden Kompaktmodell C4 ein etwas extravaganteres, kürzeres, breiteres und höheres Modell zur Seite. Dabei ging Citroën noch deutlich weiter als beim Kleinwagenpendant DS3. Herausgekommen ist ein ungewöhnlicher Crossover, der fast hoch wie ein SUV auf den Rädern steht, aber beinahe wie ein Coupé auftritt und in Wahrheit eine Limousine ist. Die versteckten Fondtürgriffe sind nicht neu, aber selten so geschickt und unauffällig untergebracht wie in diesem Fall.
An sich nichts ungewöhnliches, aber eben für Citroën bemerkenswert, ist der Abschied von den Bediensatelliten. Im DS finden sich die Schalter für den Tempomaten und das Radio nun wie bei den meisten anderen Autos auch direkt auf dem Lenkrad. Dennoch konnten sich die Franzosen eine kleine Extravaganz nicht ganz verkneifen: Wo überall sonst meist „Reset“ steht, setzt Citroen bei den Knöpfen für die Geschwindigkeitsregelanlage auf das von Audio-Geräten bekannte Pause-Zeichen mit zwei parallelen senkrechten Strichen. Und ein derart unaufdringlicher, ja fast schon melodischer und damit angenehmer Warner zum Gurtanlegen ist uns bislang nirgendwo begegnet. Citroën bietet sogar für dieses und einige andere Warnsignale dem Fahrer weitere polyphone Töne an. Das ist absolut lobenswert und eine Wohltat für die von allerlei schrecklichen Piepsern im Auto geschundenen Ohren.
Schon knapp über Leerlaufdrehzahl schiebt der Turbodiesel den Citroen mit Nachdruck vorwärts. Die 120 kW / 163 PS bedeuten souveräne Leistung. Den Spurt von null auf 100 km/h erledigt der DS4 laut Herstellerangaben in weniger als 9,5 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit liegt deutlich über 200 km/h Auch in den oberen Gängen überzeugt der Diesel dabei mit Durchzug. Dazu gesellen sich eine wunderbar direkt arbeitende Lenkung und ein knackiges Sechsgang-Getriebe zu einander. Der Motor läuft angenehm kultiviert und auch im Innenraum bleibt der DS4 leise. Häufig ist der lauteste Ton der Wind an der A-Säule. Zum niedrigen Geräuschniveau passt die nahezu perfekte akustische Ausrichtung des Audiosystems.
Neben dem sportlichen Anspruch setzt der DS4 auf Komfort. Die gute Langstreckentauglichkeit des jüngsten DS-Sprosses wird von einem angenehm abgestimmten Fahrwerk, das nur bei kurzen Stößen zu hart wirkt, und der hervorragenden Geräuschdämmung unterstützt. Reisen sollten aber nur zwei Personen. Sie finden vorne viel Platz und große Ablagemöglichkeiten vor. Hinten verhält es sich genau umgekehrt. Dort fühlen sich Passagiere auf längeren Fahrten auf Dauer nicht wirklich wohl. Zwar reichen Bein- und Kopffreiheit trotz der coupéhaften Karosserielinie, aber die Türausschnitte sind recht schmal und die ohnehin recht kleinen Fenster lassen sich gar nicht erst öffnen. Hier geht die Form vor die Funktion. Auch Flaschenhalter oder Cup-Holder suchen die Fondpassagiere vergeblich. Unterm Strich fühlen sich Mitfahrer hinten daher zumindest subjektiv etwas eingeengt.
Für Fahrer und Beifahrer hingegen bietet Citroën allerlei Annehmlichkeiten. Dazu gehören die Panorama-Windschutzscheibe, deren Sichtfeld sich – auf jeder Seite unabhängig voneinander – durch ausziehbare Dachhimmelelemente dem individuellen Geschmack anpassen lässt, die in zwei Farbtönen und drei Sättigungsstufen verstellbare Beleuchtung der drei runden Hauptinstrumente, ein Fahrersitz mit zweifacher Memory- und Massagefunktion für die Lendenwirbel und diverses mehr. Die Topausstattung Sport Chic bietet zudem einen Parklückenabtatster, der erkennt, ob die Lücke groß genug ist, sowie zweifarbige Ledersitze und einen Assistenten für den toten Winkel. Optional stehen außerdem mitlenkende Bi-Xenon-Scheinwerfer und ein Spurhalteassistent zur Verfügung. Bei letzterem leisten sich die Franzosen wieder einen Hauch Extravaganz: Beim Verlassen der Spur vibriert es unter dem Sitzfleisch.
Alles in allem hat Citroën mit dem DS4, insbesondere in Verbindung mit dem stärksten Diesel, ein überzeugendes Gesamtpaket geschnürt. Er sollte jedoch weniger als Limousine, sondern mehr als komfortables Reisecoupé verstanden werden – hier trügt der äußere Schein dann doch nicht. (ampnet/jri)
Daten Citroen DS4 HDi 165 FAP Sport Chic
Länge x Breite x Höhe (m): 4,28 x 1,81 x 1,53
Motor: 4-Zylinder-Turbodiesel, 1997 ccm
Leistung: 120 kW / 163 PS bei 3750 U/min
Max. Drehmoment: 340 Nm bei 2000 U/min
Leergewicht/Zuladung: 1395 kg / 485 kg
Verbrauch (nach EU-Norm): 5,1 Liter
CO2-Emissionen: 134 g/km (Euro 5)
Höchstgeschwindigkeit: 212 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 9,3 Sek.
Kofferraumvolumen: 385 Liter, erweiterbar
Maximale Anhängelast (gebremst): 1550 kg
Reifen: 215/45 R 18
Basispreis: 28 400 Euro