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Nach der A6-Limousine im Juni reicht Audi schon im Spätsommer den Avant nach. Herausragend in der Klasse ist nicht nur sein sportliches Design. Auch im Interieur setzen die Ingolstädter erneut Maßstäbe.

Der hauseigene Spruch „Schöne Kombis heißen Avant“ hatte bei Audi schon vor einiger Zeit an Exklusivität verloren. Auch Wettbewerber bauen mittlerweile attraktive Kombis, wie Mercedes mit dem T-Modell der E-Klasse, BMW mit dem 5er Touring und ganz besonders Volvo mit dem V90 bestätigen. Mit der nächsten Generation des A6 Avant gelang Audi dank der ausgewogenen Proportionen und der wie schon bei der Limousine markant ausgestellten Kotflügel jedoch ein absoluter Hingucker. Das Heck fällt flacher ab als zuvor. „Wir wollen uns bewusst zum Vorgänger, aber auch zur Konkurrenz differenzieren“, sagt Parys Cybulski vom Exterieur-Design, „für so viel sportliche Optik brauchen andere glatt zwei Modelle.“ Cybulski spielt damit auf den CLS Shooting Brake von Mercedes, aber auch auf den BMW 5er Touring oder 6er GT an.

Trotz der schrägeren D-Säule und leicht vergrößerter Innenraumlänge verspricht Audi mit 565 Litern das gleiche Kofferraumvolumen wie bisher. Umgeklappt sollen es bis zu 1.680 Liter sein. Dass dies weniger ist als der Wettbewerb zu bieten hat, hat weder Audi selbst noch die A6-Avant-Kunden jemals gestört. Schönheit geht vor Nutzen. Das zeigt sich auch beim sogenannten Package. Die Rücksitzlehnen lassen sich nicht komplett in die Horizontale legen. Es bleibt eine leichte Schräge. Ungewöhnlich für einen funktionalen Kombi in der Oberklasse. „Geschuldet ist dies dem Sitzkomfort im Fond“, verteidigt Thomas Baumgart von der Projektleitung des Avant das Klappkonzept. Immerhin: Das Durchlademaß des Avant beträgt 1.050 Millimeter, die maximale Ladelänge liegt bei knapp zwei Metern.

State-of-Art ist die Bedienung der serienmäßig elektrischen Heckklappe. Sie lässt sich per Fußschwenk unter den Stoßfänger oder per Fernbedienung öffnen und schließen. Zum Öffnen gibt es außerdem einen Schalter vorne in der Fahrertür. Und die Ladeabdeckung ist so konstruiert, dass sie mit der Heckklappe hochfährt und nicht das Ein- und Ausladen behindert.

Ein manuelles Getriebe gibt es nicht mehr

Zur Markteinführung im Spätsommer fahren alle V6-Motoren als Mild-Hybrid mit 48-Volt-Teilbordnetz und RSG (Riemen-Starter-Generator). Hierzu steckt eine Zwölf-kWh-Batterie in der Reserveradmulde. Die 48-Volt-Technik erlaubt „Segeln“ zwischen 55 und 160 km/h sowie Start-Stopp zwischen sieben und 22 km/h. Insgesamt soll dies etwa sieben Prozent Sprit sparen. Alle Vierzylinder haben ebenfalls ein Mild-Hybrid-System an Bord, allerdings in Form einer kostengünstigeren 12-Volt-Variante.

Den Einstieg in die A6-Avant-Welt bildet der Zweiliter-TDI mit 204 PS und Frontantrieb. Vierzylinder-Benziner folgen 2019. Vorläufiges Topmodell ist der 50 TFSI. Dessen Dreiliter-V6 leistet wie im A7 jetzt 340 PS, kombiniert mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (S-tronic). Überhaupt: Geschaltet wird stets automatisch, ein manuelles Getriebe gibt es nicht mehr. Beim 3.0 TDI können die Kunden zwischen 231 und 286 PS wählen. Hier kommt eine Achtgang-Automatik zum Einsatz. Alle Sechszylinder haben serienmäßig Quattro-Antrieb. Mit einem Plug-in-Hybrid (Modell e-tron) ist beim Avant eher nicht zu rechnen, da Audi weltweit mehr Limousinen verkauft und daher die Technik nur hier einbaut.

Assistenzsysteme als Paketangebote

Hinters Lenkrad bekommen wollen die Ingolstädter mehr jüngere Kunden. Mit ein Grund, im Interieur die gleiche Revolution zu vollziehen, wie sie bereits im A8 und A7 geschehen ist. Knöpfe und Schalter sind auf ein Minimum reduziert, es dominieren große Black Panels mit Touch-Bedienung und die von Audi gewohnte hohe Qualität, sowohl bei der Materialauswahl als auch bei der Verarbeitung.

Ebenso ganz oben fährt man bei den Assistenzsystemen. Mehrere Dutzend elektronische Helfer stehen zur Auswahl. Um die Kunden damit nicht zu überfordern, plant Audi eine Bündelung. „Wir fassen die Systeme in Pakete zusammen“, sagt Luisa Schmidbauer, Vertrieb und Marketing. Wie A8 und A7 wird der A6 Avant beim teilautonomen Fahren Level-3-fähig sein. Das heißt, er kann auch ohne dass der Fahrer die Hände am Lenkrad hat auf der Autobahn im zähfließenden Verkehr fahren oder Stop&Go selbstständig bewältigen. Nur ist die Gesetzeslage noch nicht so weit, dass dieses Assistenz-Feature freigeschaltet wird.
Stets an Bord sind eine festverbaute SIM-Karte auf LTE-Advanced-Basis und die Möglichkeit der Car-to-X sowie Car-to-Car-Kommunikation. So weiß der Fahrer in Echtzeit, ob beispielsweise auf einer Brücke in der Nähe Glatteis ist oder sich hinter der nächsten Kurve ein Unfall ereignet hat, an dem ein A6, A7 oder A8 beteiligt ist.

Vier verschiedene Fahrwerks-Varianten

Erstmals kann der A6 Avant mit vier verschiedenen Fahrwerken bestellt werden. Zur Auswahl stehen Normal und Sport, ein geregelte Stahlfahrwerk sowie eine geregelte Luftvariante. Ebenso neu ist die Verbindung mit einer Allradlenkung. Das soll einerseits den Komfort steigern, aber auch erheblich dazu beitragen, dass der Wagen sich nicht nur handlicher anfühlt, sondern auch wirklich handlicher ist. Die beim Rangieren mitlenkenden Hinterräder reduzieren den Wendekreis um einen Meter. „Er ist damit kleiner als der eines A4“, sagt Projekt-Manager Baumgart.

Fast 70 Prozent der A6-Käufer entscheiden sich in Deutschland für den Avant. Der Anteil dürfte bei der neuen Generation eher steigen als fallen, einmal aufgrund des schicken Designs, zu anderen beträgt der Aufpreis gegenüber der Limousine nur rund 2.500 Euro. Etwas länger warten müssen Kunden auf den A6 Allroad. Der auf Abenteuer und Outdoor-Look getrimmt Kombi soll erst 2019 auf den Markt kommen.