Galt der alte Opel Meriva schon als Maßstab für die Flexibilität eines Vans in seiner Klasse, so gelingt es dem neuen Modell selbst in dieser Disziplin noch Besseres. Mit der zweiten Generation hat der Meriva nun auch das Karosseriekleid eines Biedermann abgelegt und zeigt sich dynamischer und charaktervoller. Aber das Besondere an ihm ist sein Türkonzept: Auch die hinteren Türen öffnen sich nach vorn, und alle vier Türen öffnen sich weit, genau um jeweils 84 Grad.
Ein solches Türkonzept gab es in den 1950er Jahren auch schon bei den großen Opel. Doch in der aktuellen Fahrzeugpalette der Welt ist es eher der Rolls-Royce, der damit aufwartet. Es stimmt: Der Einstieg auf die hinteren Sitze fällt leichter, wenn man sich erst einmal an die viel bequemere Haltung beim Einsteigen gewöhnt hat. Es stimmt auch, dass zwischen den beiden offenen Türen einer Meriva-Seite ein geschützer Raum entsteht, in dem Kinder sicher ein- und aussteigen oder auf den Isofix-Sitzen hinten „verstaut“ werden können.
Bei unserem Test fiel uns nur ein Nachteil auf: Steht der Meriva quer in einer Parklücke und will man rasch die Aktentasche auf den Rücksitz werfen, ist das Öffnen der hinteren Tür aufwändiger. Aber das ist ein Meriva-Problem. Ein Rolls-Royce parkt nicht quer ein und um die Aktentasche kümmern sich andere.
Der Meriva wurde von innen nach außen gestaltet. Deswegen muss seine Bewertung auch mit dem Innenraum beginnen. Bemerkenswert ist die Flexibilität der Rücksitzbank. Die beiden Sitze lassen sich zugunsten des Fußraums für die Fondpassagiere nach hinten schieben. Sie rücken dabei nach innen und schaffen dabei Schulterraum. Lässt man sie vorn, kommt das dem Laderaum zugute. Die hinteren Sitze sind höher als die sowieso schon erhöhte Sitzposition von Fahrer und Beifahrer montiert. Deswegen schwingt sich die Fensterunterkante nach unten. So bleibt auch Kindern gute Sicht nach außen.
Die Rücksitze lassen sich von innen und auch im Laderaum per einfachem Zug an einem Gurt nach vorn klappen. Dabei entsteht eine ebene Ladefläche mit bis zu 1500 Litern Volumen. Der normale Kofferraum misst 400 Liter. Und so ganz nebenbei finden sich an Bord überall Ablagen, so dass sich die Familie in ihrem Gefährt auch für Langstrecken gut einrichten kann.
Als Auto in Van-Konfiguration hat auch der Meriva eine weit vorn angesetzte, flach ansteigende Windschutzscheibe. Diese Herausforderung lösten die Designer mit einer optisch hervorgehobenen, aber tief sitzenden Armaturentafel, die sich bis in die Türen hineinzieht und in verschiedenen Farben bestellt werden kann. Der Bereich unter der Tafel fällt rasch zum Fußraum hin ab. So entsteht ein Eindruck von Leichtigkeit und Raum.
Die Armaturen selbst fallen eher klassisch aus, sind gut ablesbar und chromumrandet. Die Mittelkonsole übernimmt eine dominante Rolle in diesem Innenraum. Die vielen Knöpfe verlangen zunächst einmal Konzentration, sind aber so logisch angeordnet, so dass die Eingewöhnungsphase kurz ausfällt. Unser Testfahrzeug war mit den Ergonomiesitzen ausgestattet, die einzeln 500 Euro oder im Lederpaket 1150 Euro extra kosten. Diese Ausgabe empfiehlt sich, den die Sitze zahlen sich nicht erst auf Langstrecken aus.
Den großen Laderaum verdankt der Meriva dem kurzen Überhang hinten und einer neuen Hinterachse, die auch noch Raum lässt für den ausziehbaren Fahrradträger Flexfix (Aufpreis 100 Euro). Den vorderen Überhang kaschiert Opel geschickt mit großen, in die Seite hineinlaufenden Scheinwerfern und einem spitz nach vorn zulaufenden Motorraum. Eine leichte Sicke in Höhe der Türgriffe und die schon vom Insignia bekannte scharfe Sicke, die vom Schweller zu Oberkante des vorderen Kotflügels verläuft, gliedern die Seitenfläche. Weit ausgestellte hintere Kotflügel tragen das ihre zum dynamischen Gesamteindruck bei.
Soviel jugendliche Linie verlangt natürlich auch nach einem entsprechenden Antrieb. Wir fuhren den stärksten Motor, den 1.4 Ecotec mit 103 kW / 140 PS und Sechs-Gang-Getriebe. Dieser Motor entspricht der Downseizing-Strategie der Motorenbauer, die per Turbolader aus kleinen Hubräumen große Leistung holen. Bei unserem Meriva bedeutet das: zwölf Prozent mehr Leistung und zehn Prozent weniger Verbrauch als beim 1,8-Liter-Motor des Vorgängers. In der Praxis hieß das: Wir lagen im Verbrauch zwischen sieben und acht Litern Super. Der Durchschnittsverbrauch nach EU-Norm) wird mit 6,7 Litern angegeben.
Für den leer knapp 1400 Kilogramm schweren Meriva sorgt dieser Motor in Zusammenarbeit mit der leichtgängigen Schaltung für eine flotte Gangart. Er fährt sich nicht wie eine Familienschaukel, sondern gibt sich agil, handlich und erstaunlich spritzig. Dieser Opel passt voll zur neuen Modell-Philosophie des Unternehmens: zweckmäßig und munter. (ampnet/Sm)
Daten Opel Meriva 1.4 Ecotec Turbo Innovation
Länge x Breite x Höhe (in m): 4,29 x 1,99 x 1,62
Motor: Vier-Zylinder-Benziner, 1364 ccm, Turbo
Leistung: 103 kW / 140 PS bei 4900 – 6000 U/min
Maximales Drehmoment: 200 Nm bei 1850 – 4900 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 196 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 10,3 s
Verbrauch (Schnitt nach EU-Norm): 6,7 Liter
CO2-Emission. 156 g/km (Euro 5)
Leergewicht / Zuladung: 1360 kg / 530 kg
Maximale Anhängelast (gebremst): 1200 kg
Kofferraum: 400 bis 1500 Liter
Wendekreis: 11,06 m
Basispreis: 21 750 Euro