Volvo XC40: Günstig war gestern
Warum Volvo seinen neuen SUV XC40 im Kompakt-Segment positioniert, bleibt ein Geheimnis. Denn der Neue für die Fahrten jenseits der Weidezäune kommt ziemlich großspurig daher.
Das sogenannte Kompakt-Segment der „Geländewagen“ wächst und wächst und wächst. Mit dem XC40 will sich die schwedische Traditionsmarke Volvo („Sicherheit aus Schwedenstahl“) ein großes Stück vom Markt-Kuchen abschneiden. Tatsächlich dürfte das gelingen, denn der Schwede zeigt Qualitäten, die mit den etablierten Premium-Produkten absolut mithalten können. Leider auch im Preis, denn der XC40 ist alles andere als ein Billig-Angebot.
Der von uns im Schnee getestete XC40 D4 AWD Momentum steht mit einem Basispreis von 44.800 Euro in der Preisliste. Die verbauten Extras summieren sich auf 10.850 Euro, sodass am Ende 55.650 Euro auf der Rechnung stehen. Allerdings ist die Serienausstattung so umfangreich, dass aufpreispflichtige Extras eigentlich nicht nötig sind. Sogar die Ledersitze sind Serie. Sinnvolle Extras wie Apple CarPlay/Android Auto und das induktive Ladesystem (450 Euro), der Parkassistent mit der 360-Grad-Vogelperspektive (1.880 Euro) sowie das Business-Paket mit dem Sensus Navigationssystem (1.450 Euro) reichen eigentlich als zusätzliche Goodies aus. Zur Markteinführung gibt es zwei Ausstattungsvarianten und zwei Motorisierungen: den T5-Benziner mit 247 PS und den Diesel mit 190 PS. Serienmäßig sind der intelligente Allradantrieb und die Geartronic-8-Gang-Automatik-Automatik.
Cooles und schlichtes Schweden-Design
Der XC40 ist zurückhaltend Design-orientiert. Keine spektakulären Sicken und Verwerfungen, sondern cooles Schweden-Design, das genau jenen Charakter ausdrückt, den Volvo-Kunden so schätzen: Understatement mit markanter Präsenz. Die formale Zurückhaltung außen setzt sich auch im Inneren fort. Schlichtheit dominiert das Interieur, wobei die serienmäßigen Ledersitze und die sachlichen Armaturen mit eleganter Aluminium-Einlage durchaus Premium-Anspruch signalisieren. Auf dem großen Touchscreen in der Mitte lassen sich alle wichtigen Funktionen steuern, vom Radio bis zur Navigation, von der Temperaturwahl bis zum Telefon. Auffallend: das sensible Ansprechverhalten des Bildschirms und die logisch-intuitive Menüführung, die schnell zu erlernen ist. Die Konnektivität bietet alles, was zeitgemäße Kommunikation erfordert. Audio-Streaming, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Sprachsteuerung und Internetzugang, WLAN-Hotspot – technologisch ist der Volvo auf zeitgemäß hohem Niveau.
Natürlich ist der XC40 serienmäßig mit allen modernen Assistenten ausgerüstet, die heute kaum noch wegzudenken sind. Vom Notbremssystem bis zum Kreuzungs-Bremsassistenten zur Unfallvermeidung beim Abbiegen. Der Spurhalte-Assistent mit Lenkradeingriff lässt ahnen, wie sich autonomes Fahren einmal anfühlen wird und das Abstandsradar sorgt für entspanntes Dahinrollen im fließenden Verkehr und bremst bei Bedarf bis zum Stillstand.
Kein Kandidat für Fahrverbote
Auf unserer Testfahrt im Schnee überzeugt vor allem der Allradantrieb und die sensibel schaltende 8-Gang-Automatik. Selbst das Anfahren bergauf auf spiegelglattem Untergrund bewältigt der XC40 souverän. Die elektronische Regelung verteilt das Drehmoment optimal, bis sich der Wagen langsam in Bewegung setzt. Auf einem Slalom-Parcour driftet der Volvo sehr gut kontrollierbar um die Pylonen. Dies gelingt besonders gut, wenn man den Sportmodus mit eingeschränktem (aber nicht ganz abschaltbaren) ESP gewählt hat. Vier Fahrmodi (Comfort, Eco, Dynamic und Off Road) lassen dem Fahrer die Wahl für die jeweils passende Fahr-Charakteristik.
Der neue Schwede macht auch auf der Autobahn insgesamt eine gute Figur. Allerdings lässt das eher kernig-sportlich ausgelegte Fahrwerk Fahrbahn-Unebenheiten ziemlich unversöhnlich zum Fahrer durchdringen. Allerdings will ein SUV auch keine Komfortlimousine sein. Insofern ist dies kein Manko, sondern entspricht eher den Erwartungen an einen Geländewagen. Der mit SCR-Kat und einem großen AdBlue-Tank ausgerüstete Volvo erfüllt auch die künftige strenge Abgasnorm Euro 6d-TEMP. Drohende Diesel-Fahrverbote betreffen dieses Auto nicht.
Volvo weiter im Aufschwung
Der neue XC40 wird der Marke aus Schweden (in chinesischem Besitz) weltweit weiter Auftrieb geben. Immerhin hat Volvo weltweit letztes Jahr 571.577 Fahrzeuge verkauft. In Deutschland waren es 40.857 Fahrzeuge und damit eine Steigerung von 2,3 Prozent gegenüber 2016. Interessant, dass die Marke die meisten Autos in China verkauft. Bis 2020 will Volvo weltweit 800.000 Fahrzeuge verkaufen, in Deutschland sollen es 60.000 Einheiten werden, wie Deutschland-Geschäftsführer Thomas Bauch optimistisch prognostiziert. Unverändert habe man langfristig den Abschied vom Verbrennungsmotor im Auge. Jedes ab 2019 neu eingeführte Modell werde (zunächst zusätzlich zum Verbrenner) über einen Elektromotor verfügen. Auch wenn Volvo damit den Hybridantrieb meint, soll die Elektrifizierung bis zum rein elektrischen Antrieb fortgesetzt werden. Polestar als eigenständige Tochter-Marke für Elektrifizierung soll Mitte dieses Jahres die Produktion aufnehmen.
Technische Daten Volvo XC40 D4 AWD Momentum: Fünftüriger SUV, Länge: 4,42 Meter, Breite: 1.86 Meter/2,03 Meter (mit Außenspiegel), Höhe: 1,65 Meter, Radstand: 2,70 Meter, Wendekreis: 11,8 Meter, Leergewicht: 1.824 Kilogramm, Kofferraumvolumen: 460 – 1336 Liter, Tankinhalt: 54 Liter, Motor: Reihenvierzylinder-Diesel mit Bi-Turbolader, Hubraum 1969 ccm, Leistung: 190 PS bei 4.000 U/min, max. Drehmoment: 400 Newtonmeter zwischen 1.750 und 2.500 U/min, 0 – 100 km/h: 7,9 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h, Durchschnittsverbrauch: 5,1 Liter Diesel/100 km, CO2-Emission: 135 g/km, Effizienzklasse A, Emissionsklasse EU6d-TEMP, Preis ab: 44.800 Euro.