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21, 22, 23 – fertig! Beim Blick auf die Internet-Homepage des Zuffenhausener Sportwagenherstellers Porsche traut man seinen Augen nicht. Bei der Übersicht zum Alltime-Classic-Modell 911 findet man dort sage und schreibe 23 Variationen. Das muss man sich mal vorstellen, 23 verschiedene 911er (intern 997 genannt) – alle aktuell, alle nagelneu, alle anders. Sie heißen Coupé und Cabrio, mal mit S, mal ohne, GTS, GT2, GT3, Targa, Turbo, Speedster und und und. Sie haben zwischen 345 und 620 PS und kosten zwischen 85 538 Euro und 237 578 Euro. Wir werden jetzt hier nicht alle Derivate aufführen können, aber da müssen Sie unbedingt selber mal nachschauen (www.porsche.com/germany/models/911).
Jetzt steht das große Finale der auslaufenden 997-Baureihe vor der Tür, denn das erste Nachfolgemodell, Porsche-Code 991, steht ab dem 15. September 2011 auf der IAA in Frankfurt am Main. Mit dem 23. und letzten Modell, dem GT3 RS 4.0, kommt für die 911-Puristen ein echter, wahrer und ultimativer Porsche auf die Straße. Denn er hat noch mehr Kraft und noch weniger Gewicht, als seine GT3-Vorgänger. Er leistet 368 kW / 500 PS, hat ein Leergewicht von 1360 Kilogramm, ist streng limitiert auf 600 Exemplare und kostet ab 178 596 Euro.

Da gerät selbst der stets unerschrockene zweifache Rallye-Weltmeister Walter Röhrl ins Schwärmen: „Der RS 4.0 ist ein echtes Meisterstück mit viel Rennsporttechnik unter der Heckmotorhaube. Und ein würdiger Nachfahre des legendären RS von 1973. Mit dem RS 4.0 brauchte ich auf der Nordschleife des Nürburgrings nur 7:27 Minuten – eine Sensation!“

Wenn nun auch Sie scharf sind auf diesen Rennwagen mit Straßenzulassung, den es nur in Weiß oder gegen einen Aufpreis von 2654 Euro auch in Schwarz gibt, müssen wir Sie leider enttäuschen. Die Kleinserie ist bereits komplett ausverkauft, und das bevor auch nur das erste Fahrzeug von Kunden probegefahren werden konnte oder geschweige denn an die Porschehändler aufgeliefert wurde. Wer jetzt dann aber doch noch einen haben möchte, der muss wohl die glücklichen 600 Kaufvertragsbesitzer, die bis noch Jahresende beliefert werden, mit vielen Extra-Scheinchen bezirzen.

Kommen wir zur Technik des 997-Sahnehäubchens. Statt wie im 911 GT3 oder GT3 RS von einem 3,8-Liter-Sechszylinder angetrieben, hat der RS 4.0, wie die Modellbezeichnung ja auch schon verrät, einen Vierliter-Boxer-Motor. Aber wie war das zu bewerkstelligen? Ein Aufbohren wäre wegen der eh schon geringen Wandstärken nicht möglich gewesen. Die pfiffigen Porsche-Ingenieure haben einfach den Hub über die Kurbelwelle erhöht. Das Triebwerk ist somit der größte Sechszylinder-Boxer, den Porsche je in einem Serien-Elfer eingebaut hat. Und da stecken wirklich Racing-Gene drin, denn die Kurbelwelle kommt direkt und unverändert aus dem Sechszylinder des Rennfahrzeuges GT3 RSR. Die Verbindung zu den geschmiedeten Kolben übernehmen Titanpleuel.

Die so gewonnenen 50-Extra-PS machen aber nur Sinn, wenn gleichzeitig auch das Gewicht verringert wird. Dachten sich auch die ja bekanntermaßen rennsporterfahrenen Ingenieure aus dem Porsche-Entwicklungszentrum in Weissach und installierten im RS 4.0 serienmäßig superleichte Schalensitze, eine Fronthaube und Frontkotflügel aus Carbon und eine Heckscheibe aus Kunststoff. Das Ergebnis: Das Leistungsgewicht wurde unter die magische Grenze von drei Kilogramm pro PS gedrückt. Genau 2,72 kg/PS – so wird eine alltagstaugliche Rennmaschine auf die öffentliche Straße gebracht.

Der Standard-Sprint von null auf 100 km/h wird in nur 3,9 Sekunden absolviert, vier Sekunden später sind bereits 160 km/h erreicht und nach 11,9 Sekunden steht der Zeiger schon auf 200 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 310 km/h. Der Verbrauch beträgt im Schnitt 13,8 Liter Super plus auf 100 Kilometer, das entspricht einer CO2-Emission von 326 Gramm je Kilometer.

Und wie fährt sich dieses must-have-Geschoss denn nun? Schon der erste Blick auf den wie üblich mittig zentrierten Drehzahlmesser verspricht eine echte Drehorgel. Der rote Drehzahlbereich beginnt erst bei 8400 Umdrehungen pro Minuten (U/min). Die maximale Leistung von 368 kW / 500 PS wird bei 8250 U/min erreicht. Und bis 8500 U/min insgesamt dreht das Triebwerk mit dem infernalischen Sound, dann setzt der Begrenzer ein.

Timo Bernhard, LeMans-Sieger und Porsche Werksfahrer ergänzt: „Die Leistungscharakteristik dieses Traummotors ist extrem drehzahlbetont und oben heraus explodiert er förmlich.“ Stimmt, denn kaum sitzen wir hinterm anthrazitfarbenen Alcantara-Lenkrad mit dem roten Mittenstreifen müssen wir kräftig Gas und Gummi geben, denn die Sport-Schalensitze und der typische Boxer-Sound animieren geradezu, dem Supersportwagen alles abzuverlangen. Bei der Beschleunigung aus dem Stand fühlt man sich wie ein Jetpilot, so sehr presst einen der Schub in die Sitze. Jede der unzähligen Kurven der Schwäbischen Alb nimmt der Hecktriebler wie auf Schienen. Und sollte man doch einmal zu früh aus der Kurve herausbeschleunigen, retten einen die elektronischen Fahrsicherheits-Helferlein, wenn man sie nicht, wie Vollprofi Röhrl, gleich zu Beginn erst einmal alle ausschaltet. (ampnet/ww)

Daten Porsche 911 GT3 RS 4.0:
Länge x Breite x Höhe in Metern: 4,46 x 1,85 x 1,28
Radstand 2,36 m
Motor: 4,0-Liter-Sechszylinder-Boxer
Leistung: 368 kW/500 PS bei 8250 U/min
Maximales Drehmonet: 460 Nm bei 5750/min, Sechs-Gang-Schaltgetriebe, Höchstgeschwindigkeit: 310km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 3,9 s
Verbrauch (im Schnitt nach EU-Norm): 13,8 l/100 km, 328 g CO2/km
Basispreis: 178 596 Euro.