Ob er jemals in Kleinserie geht oder überhaupt gebaut wird, steht in den Sternen. Aber bis zum Frühjahr 2011 soll wohl eine Entscheidung fallen. Der Vorstand von Audi sollte unserer Meinung nach unbedingt grünes Licht für den neuen Sport Quattro geben, denn schon dieser Prototyp namens Audi Quattro Concept – und es gibt zur Zeit wirklich nur dieses eine Fahrzeug – überzeugt von Anfang an. Außerdem wäre auch der Zeitpunkt für einen neuen Quattro perfekt, denn 1980, genau vor 30 Jahren, debütierte auf dem Genfer Automobilsalon der Ur-Quattro, ein Automobil, das auf den Rallyepisten sämtliche Siegerpokale abräumte und trotzdem voll alltagstauglich den heutigen Erfolg von Audi vorbereitete.
Aber noch lange bevor die Audi-Spitze über das Schicksal und die Zukunft des Quattro Concept berät, können wir die reinrassige und sehr puristische Fahrmaschine testen. Das in Col-de-Turini-weiß lackierte Showcar hat einen Fünfzylinder-Turbobenziner unter der sportlichen Haube mit dem langschlitzigen Lufteinlass. Das 183 Kilogramm leichte Triebwerk kennen wir schon aus dem TT RS und dem nagelneuen RS3 Sportback. Allerdings wurden aus den serienmäßigen 250 kW / 340 PS für den Quattro Concept satte 300 kW / 408 PS herausgekitzelt. Hierzu wurden die Luftkanäle des Turboladers vergrößert.
Die Leichtbau-Karosserie mit vielen Karbon-Elementen würde das Serienauto auf ein Traumgewicht von rund 1300 Kilo bringen, das sind 500 Kilogramm weniger, als beim aktuellen RS5. Der Prototyp ist heute noch etwas schwerer.
Auch die Optik kommt bullig und kraftvoll daher. Der Audi quattro concept macht keinen Hehl aus seinem Potenzial. Auch hier sind die Gene des RS5, aber auch die vom Ur- und Sport-Quattro nicht zu übersehen. Der Radstand (2,60 Meter) des permanenten Allradlers fällt um 150 Millimeter kürzer als beim RS5 aus. „Eine Maßnahme, die in erster Linie der Agilität und der Gewichtsreduktion dient – form follows function“, erklären uns die Ingenieure der hauseigenen Quattro GmbH.
Zugleich haben die Audi-Designer den hinteren Überhang um insgesamt 200 Millimeter gekürzt und die Dachhöhe um 40 Millimeter reduziert. Das niedrigere Dach reduziert auch die Höhe der Glasflächen und senkt damit den optischen Schwerpunkt des Fahrzeugs ab. Die kräftig konturierte C-Säule ist durchaus eine Hommage an das Design des Ur-Quattro. Wie bei diesem findet sich am Übergang in die Fahrzeugseite das Markenemblem der vier Ringe, hier jedoch ins Karbon eingeprägt. In den Heckdeckel integriert ist der großformatige, ebenfalls aus Karbon gefertigte Spoiler, der bei Bedarf bei Tempo 120 automatisiert ausfährt und für einen optimalen Abtrieb justiert werden kann.
Jetzt endlich können wir den 4,28 Meter kurzen Prototypen starten. Aus den beiden Endrohren brabbelt es brutal-aggressiv, eigentlich typisch Audi-Fünfzylinder. Nur ohne nennenswerten Schalldämpfer, auch eine Art von Purismus, die uns sofort eine Ganzkörper-Gänsehaut verspüren lässt. Denn dieser sonorige Sound erinnert an die besten und erfolgreichsten Audi-Rallye-Zeiten mit Walter Röhrl. Die kurvenreiche Strecke des Highway 23, auch Deckerroad, nach dem gleichnamigen Canyon oberhalb von Malibu benannt, ist für den Rallye-Racer wie geschaffen. Obwohl das Fahrwerk noch nicht vollends abgestimmt wurde, zieht er hier seine schlängelnden Bahnen wie auf Schienen – das schaffen andere deutsche Hersteller mit ausgereiften Serienfahrzeugen und Heckantrieb noch lange nicht.
Wieselflink wedelt der Quattro mit den weit ausgestellten Kotflügeln über die Bergstrecke. In den Spitzkehren müssen wir allerdings aufpassen, denn die Lenkung das Concept-Cars darf noch nicht komplett eingeschlagen werden, da sonst die breiten Räder in den Radkästen anstoßen würden – es ist halt noch ein Prototyp.
Im Innenraum des Coupés ist alles sehr reduziert und aufgeräumt. Die Schalttafel ist sehr schlank gestaltet und schwebt förmlich über der separaten Mittelkonsole. Durch die Verkürzung des Radstands ist gegenüber der Basis RS5 die Rückbank entfallen. Hier ist nun Platz für Helme oder Gepäck. Die filigrane Sitzschalen, auch hier wird Leichtbau groß geschrieben, wiegen jeweils nur 18 Kilogramm, das ist Gewichtsvorteil von ca. 40 Prozent. Karbon und feinstes Leder beherrschen die Szenerie. Das Kombiinstrument ist voll digital. Das große dreidimensional geformte, visierartige Display enthält alle für den Fahrer notwendigen Informationen und ersetzt damit auch das klassische MMI-Mittendisplay. Besonderes Gimmick hier: die Rallye-Race-Taste.
Um den Erfolgen des Ur-quattro als Gewinner zahlreicher Rallye-Weltmeister-Titel Reverenz zu erweisen, lässt sich in diesem Renn-Modus ein sogenanntes Gebetbuch einblenden – die klassische Wegbeschreibung von Rallye-Copiloten. Es gibt präzise Auskunft über die voraus liegenden Streckenverhältnisse. Einem echten Rallye-Feeling steht somit nichts mehr im Weg – selbst ohne Beifahrer.
Zu den technischen Daten: Den Standard-Sprint von null auf 100 km/h erledigt der Quattro in 3,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei über 300 km/h. Das maximale Drehmoment hat 480 Newtonmeter. Damit dieses gewaltige Drehmoment auch vom Getriebe bewältigt werden kann gibt es eine Sechsgang-Handschaltung. Der Verbrauch beträgt trotz aller Sportivität nur 8,5 Liter Super auf 100 Kilometer. Die Außenabmessungen: 4,28 m (Länge), 1,86 m (Breite) und 1,33 m (Höhe). Also, lieber Audi-Vorstand, bitte unbedingt Daumen hoch! (ampnet/rw)